Historische Ereignisse 1893

Historische Ereignisse

Österreich

  • Gründung der ersten weiblichen Schwimmvereinigung "Austria" durch Antonie Graf.

  • In Prag wird der "Deutsche Verein zur Förderung des Wohles und der Bildung der Frauen" später "Deutscher Verein Frauenfortschritt" gegründet. Das Gründungskomitee besteht aus: Adele Schembor, Julie Schönbach, Wilhelmine Wiechowski und dem Herrn Dr. Winterstein. (Siehe dazu Artikel: Wiechowski, Wilhelmine: Der deutsche Verein "Frauenfortschritt" in Prag. In: Mitteilungen der Vereinigung der arbeitenden Frauen, Jg. 3, Nr.30, 1906)

  • Im Jänner wird der Allgemeine Österreichische Frauenverein im Sitzungssaal des Alten Rathauses in Wien gegründet. Der Verein hat ein politisches Ziel - die Erringung des Frauenwahlrechts. Zentrale Person im Verein ist Auguste Fickert.

  • Am 3. Mai kommt es auf der Ferdinandswiese in Wien-Meidling zum ersten organisierten Frauenstreik durch Arbeiterinnen dreier Appreturfabriken in Gumpendorf; er ging als "Streik der 700" als erster selbständiger Arbeiterinnenstreik in die Geschichte ein; die siebzehnjährige Amalie Ryba (Seidel) führt den Streik an, Adelheid Popp spricht zu den streikenden Frauen; nach dreiwöchiger Dauer und unter mit zahlreichen Solidaritätsbekundungen (Spenden) wird dere Streik siegreich beendet (Feier in der "Gumpendorfer Bierhalle")

  • 10. Juli: sozialdemokratische Wahlrechtsversammlung im Arkadenhof des Wiener Rathauses: Adelheid Popp wird als Rednerin bestimmt und sie fordert das Frauenwahlrecht.

  • Am 1. Oktober kommt es in der Penzinger Au zur ersten sozialdemokratischen Frauenwahlrechtsversammlung: Adelheid Popp hat den Vorsitz und fordert das aktive und passive Wahlrecht aller Staatsbürger ohne Unterschied des Geschlechts; Lotte Pohl-Glas und Amalie Seidel halten Vorträge - sie werden beide angeklagt: Lotte Pohl wird beschuldigt, die "Ehrfurcht von Mitgliedern des kaiserlichen Hauses verletzt" zu haben und zu vier Monaten schweren Kerkers verurteilt (das Urteil wird bei einer weiteren Verhandlung aufgehoben); Amalie Seidel wird zu drei Wochen Arrest verurteilt.

  • Am 8. Oktober wird im Lanner-Saal (bei der Rahlstiege) eine Dienstbotenversammlung abgehalten und unter Tumulten vom Regierungskommissär aufgelöst - daraufhin wird über Monate - fast jeden Sonntag eine Dienstbotenversammlung einberufen; die Bewegung kann sich aber nicht halten, weil es "zu viel kindliche Naivität in der Auffassung der (...) Hausgehilfinnen" gab (aus: Popp, Adelheid: Der Weg zur Höhe. Wien, 1929, S. 47).

  • Am 28. November wird der Lese- und Diskutierklub "Libertas" gegründet (Bildungsverein der Sozialdemokratinnen)

  • Dezember: Die zweite Frauenwahlrechtsversammlung findet in den Schwender-Sälen in Fünfhaus (eigentlich ein Vergnügungsetablissement) statt.

Andere Länder

  • Das erste deutsche humanistische Gymnasium für Mädchen wird in Karlsruhe gegründet .

  • Gründung der "Mädchen- und Frauengruppen für soziale Hilfsarbeit" in Berlin durch Jeanette Schwerin, Minna Cauer, Lina Morgenstern, Henriette Goldschmidt u. a.

  • Auf der Weltausstellung in Chicago gibt es die erste selbständige Frauenabteilung; außerdem wird ein internationaler Frauenkongress des "Internationalen Frauenbundes" abgehalten.

  • Erste Massenpetition (60.000 Unterschriften) des "Allgemeinen Deutschen Frauenvereins" zur Freigabe des Medizinstudiums.

  • 19. September: Einführung des Frauenwahlrechts in Neuseeland. Neuseeland ist der erste neuzeitliche Staat, der Frauen dieses Bürgerrecht uneingeschränkt zugesteht.

  • Das erste Heft der Zeitschrift "Die Frau : Monatsschrift für das gesamte Frauenleben unserer Zeit" (ÖNB-Signatur: 609.290-C.Neu-Per) erscheint am 1. Oktober in Berlin; es ist das Organ der gemäßigten bürgerlichen Frauenbewegung Deutschlands und wird von Helene Lange herausgegeben.